3. Geologie
Inhalt:
3.1 Mineralreich
3.1.1 Geologie, Kalkgestein
3.2 Erdprozesse
3.2.1 Faltenbildung
3.2.2 Plattentektonik
3.2.3 Insubrische Linie
3.2.4 Überschiebungen
3.2.5 Serpentinit
3.2.6 Ist die Erde ein Organismus?
3.3 Zusammenfassend (wird noch aufgearbeitet.
3.1 Das Mineralreich
3.1.1 Geologie, Kalkgestein
Als
Jugendlicher bestieg ich 1964 das Oldenhorn (3123 m. hoch). Der Aufstieg
erfolgt von der Cabane des Diablerets, oberhalb des Col du Pillon. Eine
vierstündige Wanderung führt zum Teil über den Zanfleuron Gletscher, dann
steigt man von Süden her über eine stetig ansteigende Geröllhalde zum Gipfel auf.
Die Aussicht ist bei klarem Wetter überwältigend. Hier breitet sich im Süden
das Panorama der Viertausender des Wallis aus und im Südwesten erhebt sich das
Mont-Blanc-Massiv in eine ungeahnter Schönheit.

In meinen jungen Jahren war ich vom Bergsteigen begeistert. Ich genoss die hohe und reine Bergluft, das strahlende Licht, den tiefblauen Himmel und die immerwährend abwechselnden Weitsichte in die Alpen. Dass ich hier oben, auf über 3000 Meter, auf dem Grund eines ehemaligen Meeres stand und die Gipfelsteine kleine Fossilien von Meerestierchen zeigten, beeindruckte mich damals wenig. Erst später, als ich mich mit den geologischen Zusammenhängen beschäftigte, begriff ich, dass die Gesteinsmassen des Oldenhorns aus Meeresablagerungen (Sedimente) bestehen. Damit kamen viele Fragen auf, die mich bis heute beschäftigen.
In jedem Sommerurlaub sind wir damals in diese Bergregion gefahren und haben viele Berge bestiegen.
1968 übernachtete ich mit einem Freund in der Geltenhütte. Am nächsten Tag wollten wir den Arpelistock (über 3000 m. hoch) besteigen, aber als wir den steilen Hang hochkletterten, merkten wir bald, dass dieses Unternehmen wenig Sinn machte. Dieser Berg war ein einziger Schutthaufen. Nirgendwo war Trittsicherheit und kein Griff an den Felsen gab uns Halt. Wir mussten umkehren.
Vom Tal aus sehen die Berge so mächtig und widerstandsfähig aus, wenn man oben in der Steinwüste ankommt, hat man einen ganz anderen Eindruck.
Zwischen Lauenen und Gsteig liegt zum Beispiel das Spitzhorn (2800 m. hoch). Es ist ein steil aufragender Berg mit einer steilen Nordwand. Wenn man denselben Berg von Westen sieht, wirkt er wie der Endpunkt eines langen Grates. Von oben sieht das Spitzhorn aus wie ein Schutthaufen, wie ein Elefantenrücken.

Die Wand des Arpelistocks, Spitzhorn vom Tal aus, Spitzhorn vom Westen (Oldenhorn), Spitzhorn vom oben (Arpelistock)
Aber der Kalk erscheint auch anders. Von Gsteig aus bestieg ich fünf Mal das Schlauchhorn. Der Aufstieg führt links um das Mittaghorn herum, von der Rückseite steigt man auf den Grat des Schlauchhorns und folgt diesem Grat bis zum Gipfel.
Aussergewöhnlich erscheinen die Kalkfelsen hinter dem Mittaghorn. Man nennt sie Karren. Sie entstehen durch Lösungsverwitterung. Das Kalkgestein ist hier nicht zerbrochen, sondern fest und manchmal sehr scharfkantig. Solche Karren-Felsen gibt es an vielen Orten.

Gsteig: Mittaghorn (links), Schlauchhorn (rechts), Karren oder Karstgestein
Die Tatsache, dass in grauer Vorzeit durch die Ablagerung von Meerestierskeletten so viel Kalk gebildet wurde, dass der Meeresboden kilometerdick wurde, stellte meine Vorstellungskraft vor eine erste Herausforderung.
3.2 Erdprozesse

3.2.1 Faltenbildung
Einen neuen Blick auf die Geologie eröffnet eine Wanderung in den Flumserbergen. Hier oben befindet sich ein sogenannter Geo-Weg mit verschiedenen Tafeln zur Geologie. Hier links ist der Sichelkamm abgebildet. Er befindet sich am Ostende des Walensees und ist von den Flumserbergen aus gut zu sehen. Hier stand eine Tafel mit dem folgenden Text: "Die Sichelkammfalte wurde aus einer rund fünfhundert Meter mächtigen und 200°C heissen Abfolge von Gesteinsschichten zusammengebogen. Dies begann vor etwa 30 Millionen Jahren und dauerte rund fünf Millionen Jahre. Die Falte entstand in sieben Kilometern Tiefe. Seit 25 Millionen Jahren wird sie mit wenigen Millimeter pro Jahr aus dem Erdinnern emporgehoben und von der Erosion freigelegt."
Kann man das berechnen? Ich versuche es:
An dieser Stelle steigt die Temperatur um durchschnittlich 3°C pro 100 m Tiefe. Wenn ich das Gestein der Falte im Labor erhitze und feststelle, dass es bei 200°C "biegsam" wird, kann ich die Erdtiefe berechnen, in der das Gestein gefaltet wurde (200/3 = 66,66 x 100 = ca. 7 Kilometer Tiefe).
Wenn sich die Erdoberfläche um ca. 3,5 mm pro Jahr hebt und die Sichelkammfalte einmal in 7 km Tiefe war, dann hat die Sichelkammfalte 25 Millionen Jahre gebraucht, um an ihrer heutigen Stelle anzukommen. Fazit:
Diese Art der Berechnung stimmt, so lange alle Faktoren mit denen ich hier rechne auch vor 30 Millionen Jahren gültig waren. Sobald sich die Erhebung von 3,5 mm / Jahr ändert oder die Erdtemperatur pro 100 Meter Tiefe vor 30 Mio Jahren bedeutend höher war, ändern sich die berechneten Werte erheblich. Und eine weitere Frage stellt sich:
Wenn die Erdmasse tatsächlich um 7 Kilometer angehoben wurde, dann lagerten über diese Falte eine 7 Kilometer dicke Gesteinsschicht ab. von 7 Kilometer Gesteinsmaterial. Wäre diese 7000 Höhemeter Gesteinsmassen nicht durch Erosion abgetragen worden, wäre hier ein Gipfel höher als der Mount Everest gewesen.
3.2.2 Plattentektonik

Oben bei der Bahnstation finden wir eine Darstellung des "Welterbes Sardona". Es handelt sich um ein Wasserbecken mit schwimmenden Holzteile, die in der Form der grossen Kontinente ausgeschnitten und beschriftet sind.
Neben dem Becken steht eine Tafel mit der Inschrift:
Pangäa – ein Puzzle-Kunstwerk aus Kontinenten.
Weiter ist zu lesen:
"Während rund 150 Millionen Jahren lagen alle Kontinente wie ein grosses Puzzle nebeneinander. Gemeinsam bildeten sie den Superkontinent Pangäa. Vor etwa 150 Millionen Jahren begannen die Kontinente sich voneinander weg zu bewegen und Pangäa zerfiel.
Schaffst du es, Pangäa wieder zusammenzusetzen?
Im Wasserbecken schwimmen die einzelnen Kontinente wild durcheinander. Nimm einen Holzstock, und schiebe die Kontinente so zu Afrika, dass wieder das Pangäa-Puzzle entsteht." Becken und Tafel, Prodkamm, Flumserberge
Hier lernen wir spielerisch die räumliche Vorstellung der Kontinentalverschiebung kennen.
Was simuliert dieses Becken? Es ist, als ob die Kontinente wie Eisschollen auf dem Wasser über den Globus treiben, und wenn es uns gelingt, die Kontinente zum Urkontinent Pangäa zusammenzufügen, dann erkennen wir, dass die Oberflächengrenzen der Kontinentalplatten offensichtlich eine fast unveränderliche Größe haben, es gibt nur noch Berührungspunkte.
Die zeitliche Vorstellung von 150 Millionen Jahren ist ein völliges "Abstraktum", eine Rechengröße ohne Bezug.
Welches Verständnis haben wir von den Prozessen auf der Erde?
Lesen Sie den nächsten Bericht.

3.2.3 Insubrische Linie - Locarno - Cimetta
Nördlich von Locarno liegt der Berg Cimetta. Auf dem Gipfel finden die Besucher eine schöne Reihe Steine aus den verschiedenen Regionen. Es wird auch versucht, die Öffentlichkeit auf einen geologischen Prozess aufmerksam zu machen, der sich hier abgespielt hat. Man erfährt, wie am Fusse dieses Berges, unten in Locarno, die so genannte "Insubrische Linie" verläuft. Diese Linie bildet die Nahtstelle zwischen dem europäischen und dem afrikanischen Kontinent. Auf der Informationstafel liest man, das zwischen den Erdplatten eine horizontale Verschiebung von ca. 60 Km stattgefunden hat und dass wie die Erdplatten in einer Höhe von 15 Km gegeneinander verschoben wurden.
Das Bild, das wir uns von den schwimmenden
Kontinenten (Flumserberge) gemacht haben, wird hier ergänzt. Man macht sich
vielleicht die Vorstellung von einem riesengrossen Schiff (der afrikanische
Kontinent), das beim Anlegen entlang der Kaimauer verschoben wurde und sich je
nach "Wasserstand" vertikal bewegen konnte. Aber diese vertikale
Höhenverschiebung beträgt 15 Km! Der höchste Berg Europas, der Mont
Blanc, ist knapp 5 Km hoch und hier beträgt die Verschiebung das Dreifache der
Höhe des Mont Blanc oder fast das Doppelte der Höhe des Mount Everest. Unser
räumliches Vorstellungsvermögen wird ganz schön auf die Probe gestellt! Denn,
wenn ich an die Insubrische Linie entlang gehe, sehe ich nirgends beidseits
dieser Linie einen nennenswerten Höhenunterschied.
Für die folgende Betrachtung ist es völlig gleichgültig, welche Kontinentalplatte die andere überragt. Der Höhenunterschied beträgt: 15 km. Das bedeutet: Eine Schicht von 15'000 Höhenmetern muss durch Erosion abgetragen und verschwunden sein.
Wohin wurde der Schutt transportiert und wo wurde er abgelagert? Es sind unvorstellbare Massen.
Ein Geologe erzählte mir, dass die Schuttmassen, die die Poebene ausfüllen, an manchen Stellen zwei Kilometer dick sind und dass es durchaus möglich ist, dass sich dort die gesuchten Schuttmassen befinden. Die horizontale Verschiebung an der Insubrischen Linie schätzte er auf mehr als 60 km. Sie könne mehr als das Doppelte (140 km) betragen.
3.2.4 Überschiebungen an der Insubrischen Linie
So sauber die Kontinentalplatten im Flumserbergbecken aufeinander geschoben wurden, so unsauber sind die wirklichen Nahtstellen. Die Diplomarbeit von Andreas Ebert[i], 2001, zeigt auf wie die afrikanische Platte weit über die europäische Platte geschoben wurde. Meine Aufnahme vom Panorama vom Gornergrat konnte ich anhand seiner Studie überarbeiten. Die gesamte Dent Blanche Decke ist afrikanischen Ursprungs. Die gesamte Erdmasse wurde 35 Kilometer über die europäische Platte hinübergeschoben.
[i] Ebert, 2001, Diplomarbeit Strukturgeologie, Petrographie Zermatt (pdf-Datei im Internet)

Panorama vom Gornergrat, die Berge von links nach rechts verlaufen vom Süden nach Norden.
3.2.5 Serpentinit, Herkunft aus Lithosphäre des Tethysmeeres

Panorama von Gornergrat nach Süden, Breithorn, links davon Castor und Pollux, rechts das Klein-Matterhorn
Das Breithorn und der Pollux sind Viertausender südlich des Gornergrats. Sie bestehen aus Serpentinit, zu dem auch ein Teil des Gornergrates mit dem Riffelhorn gehört. Die geologische Forschung geht davon aus, dass der Serpentinit aus dem Erdbodengestein des Tethysmeeres stammt. Das Tethysmeer lag vor Urzeiten zwischen dem europäischen und dem afrikanischen Kontinent. Als diese Kontinente sich aneinanderschlossen, wurde das Ozeanbodengestein in die Alpen hineingeschoben. Ich weiss nicht, wie tief das Tethysmeer war. Der Serpentinit befand sich vielleicht in 1000 Meter Tiefe (unter dem Meeresspiegel). Jetzt stellen Sie sich vor: diese Serpentinitmasse hat ja den Ozeanboden bedeckt. Hier wurde sie komprimiert und zu einem über 4000 Meter hohen Gebirgskomplex aufgetürmt. Was für ein Prozess!
3.2.6 Ist die Erde ein Organismus oder eine physische Kugel aus Mineralstoffen?
In Kanada wurde der Nuvvuagittuq-Gürtel (Hudson Bay) untersucht. Die Altersbestimmung dieses Gesteins ergab ein Alter von 4,4 Milliarden Jahre. Die Berechnungen sind sicherlich wissenschaftlich korrekt. Aber mit welcher Sicherheit kann man sagen, dass die Parameter, mit denen man gerechnet hat, sich nie verändert haben?
100 Jahre lang hat die wissenschaftliche Forschung mit großer Genauigkeit und Verantwortung an der Altersbestimmung gearbeitet. Kann die Wissenschaft ihre 100-jährigen Forschungsergebnisse ohne weiteres auf 4,4 Milliarden Jahre extrapolieren? Oder anders gesagt: Wenn die Forschung 100 Jahre dauert, dann ist ihre Zeit 0,0000023% von 4,4 Milliarden Jahren. Hat man sich hier nicht etwas zu weit "aus dem Fenster gelehnt"?
Fragen wir anders: Ist die Erde eine tote, anorganische Masse oder ist die Erde ein Organismus?
Eine Fichte wächst in der Natur etwa 30 cm pro Jahr. Wie gross wird die Fichte nach 600 Jahren sein? Sie wäre 180 Meter hoch. Die Berechnung (Extrapolation) ist korrekt, aber die Fichte wird höchstens 40 bis 50 Meter hoch und ihre Lebensdauer erreicht nie die 600 Jahre.
Übertrage ich dieses Beispiel auf den Organismus Erde, so sind bei der Berechnung des Alters durchaus Faktoren denkbar, die die Extrapolation auf 4,4 Milliarden Jahre in Frage stellen können. Was hier errechnet wurde, kann nur als Hypothese (reine Spekulation) bezeichnet werden.
Eine weitere Frage betrifft den Kontinentaldrift.
Wenn eine Kontinentalverschiebung mit ca. 2 cm pro Jahr angegeben wird und diese Masseinheit seit der exakten Erforschung durch Satellitenmessungen stimmt, wie kann man daraus schliessen, dass der Kontinentaldrift vor Millionen Jahren immer dieselbe war? Wir wissen heute, an welchen Stellen die Erdtemperatur in 100 Meter Tiefe um wie viel ansteigt. Mit welcher Sicherheit kann man sagen, dass vor Jahrmillionen immer diese Temperaturverhältnisse geherrscht haben? Die Extrapolation ist in vielerlei Hinsicht fragwürdig, erst recht, wenn man sich die Frage stellt, ob die Erde ein Organismus oder ein rein mineralisch-physikalischer Klumpen aus Gesteinsmassen ist.
Der Antrieb des Kontinentaldriftes wird in der Geologie öfters erklärt mit der Konvektion des Magmas. Wie in einem Kochtopf, in dem das heisse Wasser vom Boden aufsteigt, kann man sich vorstellen, dass die aufsteigenden Magmamassen die Kontinente antreiben. Wenn aber die Erde ein Organismus ist, dann wird man nicht auf die Konvektion als Antriebskraft kommen, sondern sich fragen, welche Strömungen und Rhythmen im Erdinneren wirksam sind und wie diese erforscht werden können.
Hier ein letztes Problem.
Auch hier ist unsere Vorstellungskraft gefragt. Glaubt man den Berichten der Geologen, so werden manche Vorgänge sehr eigenartig beschrieben. Oft liest man, der afrikanische und der europäische Kontinent kollidierten. Viele Wissenschaftler verwenden das Wort Kollision, wenn sie die Plattentektonik beschreiben. Oder es wird davon gesprochen, wie der Serpentinit in das Gestein der Alpen hineingeschoppt wurde Dieser merkwürdige Wortgebrauch verleitet zu der Annahme, es habe sich um eine Katastrophe ungeheuren Ausmaßes gehandelt. Dem muss ich entschieden widersprechen. Wenn sich die Erdprozesse in den heute berechneten Größenordnungen abgespielt haben (Kontinentalverschiebungen: 1 bis max. 5 cm/Jahr, Hebung der Alpen ca. 1 cm/Jahr), dann hat es wohl immer wieder lokale Erdbeben, Hangrutschungen gegeben, aber nie die Katastrophe einer Kollision oder das Hineinschoppen von Fremdgestein in die Alpen.
Manche Erklärung der Geo-Wissenschaften, wie ihre Präsentationen auf Geo-Wegen sind unter der Voraussetzung von Hypothesen akzeptabel. Werden sie aber vertreten als "gesicherte Fakten", dann gehören sie meiner Meinung nach in den Bereich der Pseudowissenschaften.
3.3 Schlussbemerkungen
In meiner Darstellung habe ich einen vereinfachten Weg gewählt. Ich habe grossen Respekt vor den geologischen Wissenschaften und ihren unzähligen Kenntnissen und verstehe eigentlich nicht, warum die Geologie "am Wegesrand" so dargestellt wird, wie ich es beschrieben habe.
Noch zwei Anmerkungen zur geowissenschaftlichen Sichtweise.
Wer die historische Entwicklung der Geologie verfolgt, stösst auf eine Besonderheit. Der Name Alfred Wegener (1880 – 1930, Meteorologe, Polar- und Geowissenschaftler) ist bekannt für seine Theorie der Kontinentalverschiebungen. Mein Vater (Dr. Simon van der Heide, 1913-2006), der einige Jahre Generalsekretär der Geologischen Union war und in den 1930er Jahren in Leiden (Holland) Geologie studierte, erzählte mir, dass er, wenn er eine Prüfung bestehen wollte, niemals den Namen Alfred Wegener erwähnen durfte. Erst in den 1960er Jahren wurde Wegeners Plattentektonik anerkannt. Wie zäh, wie wenig beweglich, wie festgefahren wissenschaftliche Ansichten sein können und wie man sich damals gewehrt hat, das kann man alles im Internet nachlesen.
Ein zweiter Hinweis gab mein Vater, nachdem er von einem Kongress im Ausland zurückgekehrt war. Er erzählte, wie bei einem Abendessen das Gespräch auf die Altersbestimmung kam. Seiner Ansicht nach war die Altersbestimmung nach den geltenden physikalischen Gesetzen zwar richtig, nur müsse man sich hypothetisch fragen, in welchem Zeitraum diese Gesetze ihre Gültigkeit behalten? Die Reaktion seiner Kollegen war schroff, denn mit solchen Fragen, so meinten sie, untergrabe man das gesamte wissenschaftlich erarbeitete Entwicklungsgebäude der Erde.
Für das Denken, das in den Theorien der wissenschaftlichen Konzepte festgefahren ist, möchte ich an das Bild der griechischen Mythologie von Theseus erinnern. In dieser Erzählung geht es um den Unhold Prokrustes. Prokrustes zwang seine Gäste in sein Bett. Waren die Gäste zu groß, schnitt er ihnen die Gliedmaßen ab, waren sie zu klein, streckte er sie so lange, bis sie gut in sein Bett passten. Das Prokrustesbett steht für die Art und Weise, wie man Ansichten in ein Schema zwängt, die eigentlich nicht in das Schema passen. Die Problematik des Prokrustesbettes werden wir in meinen weiteren Ausführungen verschiedentlich wiederfinden.