8c Parsettensit
Um welchen Stein handelt es sich hier? Schauen Sie zunächst die Abbildungen an:

Fundstelle dieser Steine ist der Alp Fondei bei Arosa (links ca. 7 cm hoch, rechts ca. 16 cm breit)
1. Der Name Parsettensit ist bei verwandten Bildern im Internet zu finden: https://www.svsmf-graubuenden.ch/bildergalerie2/bildergalerie2-6.html (Sammlung: Museum Chur) https://www.siber-siber.ch/shop_app/docs/shop/Swiss-Minerals-2--82&lang=de (Hinweis Siber&Siber: Parsettensit und Rhodonit) https://www.ralston.ch/balancell/ (Hier handelt es sich um eine Skulptur aus diesem Gestein)
2. Beschreibungen dieses Steines: 2.1 https://www.creationyolanda.ch/produkt/anhaenger-parsettensit-2/ Hier gibt es eine kleine Beschreibung. Für mich ist hier bezeichnend: Dieser Stein kann bei Manganerzvorkommen gefunden werden. Zerschägt man die Gesteinbrocken erscheint: schwarzes Manganerz, roter Radiolarit, brauner Parsettensit, neben unscheinbarem Manganocalcit.
2.2 https://kristalle.ch/KlingerMinerals/mineralien-parsettens.htm Parsentensit kommt hauptsächlich gesteinsbildend vor in Begleitung von Manganocalcit, Quarz und Baryt, selten als hell- bis dunkelbraune schuppige Aggregate. (Schüppchen - 1 mm)
Die Benennung ist nach der Fundstelle Alp Parsettens im Val d'Err.
2.3 https://www.mindat.org/min-3125.html Hier werden Hauptmerkmale aufgelistet.
Den Namen, Parsettensit, bekam der Stein in 1923 von Johann Jakob (nach der Lokalität: Alp Parsettens)
2.4 https://naturmuseum.gr.ch/DE/Seiten/Suche.aspx?k=Parsettensit Die mineralogische Sammlung Graubündens nennt die Mineralienarten, die als Mangansilikate gelten und um 1920 entdeckt wurden: Parsettensit, Tinzenit, Surassit) (naturmuseum.gr.ch/de/sammlung/unsere-sammlung/Mineralogie)
2.5 https://rruff.info/uploads/SMPM3_227.pdf Diese pdf kann heruntergeladen werden. Sie beinhaltet aus "Schweizerische Mineralogische und Petrographische Mitteilungen, III. Band 1923" eine genaue Beschreibung: unter "1. Mitteilung - vier Mangansilitäte aus dem Val d'Err (Kt. Graubünden). Von Johann Jakob. Die Beschreibung gilt vor allem für den ersten Teil: "1. Parsettensit. 4 SiO2 .3 MnO . 3 H2O . 1H2O." (auf dieser Website fehlt die Möglichkeit Zahlen hoch oder herunterzustellen!) Hier wird eine peinlich genaue chemische Untersuchung aufgeführt.
3. Benennung, Gesichtspunkte
3.1 Ein erster Gesichtspunkt zur Namensgebung. Um was handelt es sich: um Gestein oder Mineral? Es handelt sich um zwei Sachen:
3.1.1 Parsettensit wird (2.4) unter Mineralienarten genannt. Dabei handelt es sich, meiner Ansicht nach, um eine Analyse von einem Gesteinsbrocken, bei dem man festgestellt hat, dass er Parsettensit enthält.
Bei der Untersuchung (2.5) wird die chemische Zusammensetzung (4 SiO2 .3 MnO . 3 H2O . 1H2O) aufgeführt. Ich muss demnach schliessen, dass hier Parsettensit chemisch "isoliert" wurde und es im Gesteinsbrocken der Alp Parsettens noch viele andere Mineralien vorhanden waren.
3.1.2 Demnach ist von Johann Jakob (2.5) der ganze Gesteinsbrocken nie Parsettensit genannt worden.
4. Schlussbemerkung
Ich fasse zusammen, was alles in diesen Gesteinsbrocken vorhanden sein kann:
Manganerz / Radiolarit / Manganocalcit / Quarz / Baryt / Rhodonit
Dann muss unterschieden werden: ist in dem Gestein "Parsettensit", "Tenzenit" oder "Surassit" vorhanden?
5. Fazit
Der Name "Parsettensit" ist demnach wissenschaftlich nicht haltbar, ausserdem ist für das Auge den Parsettensit-Anteil kaum erkennbar.
Hier meldete sich ein Geologe. Ich hatte ihm ein Foto eines "Parsettensits" gesendet. "Wir haben da das alte Problem mit der Namensgebung. Dein Exemplar ist ein Gestein und kein Mineral. Es werden mit aufsteigendem Volumenanteil die Mineralien genannt und anschliessend die Textur (Fels, Gneis, Schiefer). Wenn Mineralien mit weniger als 1% Volumenanteil vorhanden sind, dann kommt der Suffix "haltig" dazu."
So wäre der folgende Name denkbar:
"Mangananocalcithaltiger Parsettensit-Stilplomelan- Manganit-Rhodonit -Fels. Ich vermute der Rhodonit hat einen Anteil von mehr als 80%, Parsettensit sehr wenig, einige Prozente."
Ich erwähne diesen Tatbestand so ausführlich, weil in der Steinheilkunde die Benennungen nicht allzu genau genommen werden. Wird dann dieser Stein charakterisiert und legt man den Bezug zu einem Mineral, das kaum vorhanden ist, dann sind wir auf Abwegen.