8b Phlogopit
Vor einigen Jahren bekam ich von einem "Heilsteinkundigen" zwei Steine zur Bearbeitung.
Sie hiessen Phlogopit und waren im Aostatal gefunden worden.
Einen konnte ich gut schleifen und ihn als Ansichtsexemplar zurückschicken, der andere hatte zu viele Brüche und war instabil.
Später fand ich ihn wieder und versuchte ihn noch einmal zu schleifen. Die Brüche hörten nicht auf. Ich musste ihn mit dem Hammer spalten. Trotzdem bekam ich nicht die Oberfläche, die ich haben wollte.
Aber was hatte ich vor mir?

Hier sehen Sie den ersten, geschliffenen Phlogopit (links zwei Bilder). Rechts davon zwei Detailaufnahmen. Das Bild mit der weissen Umrandung und daneben noch ein weiteres Detailbild.
Phlogopit ist eine Glimmerausgestaltung besonderer Art. Im Internet gibt es schöne Beispiele dazu.
Aber hier ist fast kein Glimmer zu sehen (auf dem Detailbild habe ich ihn umrandet). Man sieht deutlich wie hier die Körner zusammengefügt sind. Einige sind rechteckig und einige haben einen wunderbar schönen, seidigen Glanz. Da war ich an manchen Mafititen erinnert, die ebensolche Muster zeigten.
Im Gespräch mit einem Geologen stellte sich dann heraus: dieser Stein enthält Phlogopit, der in Ortho- und Klinopyroxen eingebettet ist . Die grünlichen Körner sind Klinopyroxen. Der richtige Name ist dann:
Phlogopit-Klinopyroxen-Orthopyroxen

Der zweite Stein ist in zwei Teile zerbrochen. Links: Weiss umrandet und mit Pfeilen angedeutet ist Phlogopit, der Rest ist Klino- und Orthopyroxen (ohne Olivin).
Rechts: Ein zerbrochener Teil, der gar keinen Phlogopit enthält, sondern nur aus Orthopyroxen und Klinopyroxen besteht.
Fazit
Wenn in einem Orchesterstück alle Instrumente in voller Lautstärke spielen, darunter auch zwei Querflöten, dann gehen diese in diesem Fortissimo im Gesamtklang völlig unter. Wenn ich jetzt diese Passage als "Querflötensolo" bezeichnen würde, dann habe ich in etwa den mit dem Namen Phlogopit bezeichneten Stein charakterisiert, dessen Bestandteil höchstens 1 bis 2% Phlogopit ist.
Ein Beispiel für die inkorrekte Namensnennung und der Verdacht, dass beim "Heilsteinkundigen" dieser Stein, wegen seinem Phlogopitvorkommen, unter dem Aspekt eines "Heilsteines" betrachtet wird.